Wer kennt das nicht? Verpackungen am Straßenrand, Kaugummi an der Parkbank, Zigarettenstummel an der Haltestelle – Abfälle am falschen Ort stören, kosten bei der Beseitigung Hunderttausende Euro Steuergeld und können auch gefährlich sein. Gemeinden und Land setzen mit ihren Partnern jetzt verstärkt Impulse gegen das „schnell mal wegwerfen“. Auffallende Aufkleber auf Abfalleimern, Plakate und Weiterbildungs-angebote stehen ebenso auf dem Programm wie Verbesserungen in der Infrastruktur, Projekte mit Schulen oder die Prüfung von Sanktionsmöglichkeiten. Das Ziel: Mehr Bewusstsein und Selbstverantwortung, denn: „Saubere Umwelt braucht dich!“. Siehe auch www.littering.at
Gemeinden, Land, ehrenamtliche Organisationen und viele Private sorgen mit hohem Aufwand dafür, dass Straßen, Plätze, Freizeiteinrichtungen, Verkehrsmittel, Haltestellen und viele andere Orte regelmäßig von weggeworfenen Abfällen gereinigt werden. „Geld und Ressourcen, die vielfach besser eingesetzt werden können“, sind Bgm. Rainer Siegele, Obmann des Umweltverbandes, und Landesrat Johannes Rauch überzeugt. Unter dem Dach der Umweltplattform umwelt|v werden jetzt die Aktivitäten gegen „Littering“, wie dieses Problem inzwischen international genannt wird, intensiviert.
Neue Impulse gegen das Wegwerfen und attraktive Infrastruktur
Auffallende Aufkleber für Abfalleimer im öffentlichen Raum, deren Botschaften z.T. von Jugendlichen der Villa K. in Bludenz stammen, Plakate, Workshops mit jungen Menschen oder Weiterbildungsmöglichkeiten für MitarbeiterInnen in Gemeinden und anderes mehr: Verschiedene Instrumente erleichtern es, Impulse für eine saubere Umwelt zu setzen.
Die neuen Plakate lenken die Aufmerksamkeit auf die „Lebensdauer“ weggeworfener Abfälle oder auf das richtige Entsorgen von Kaugummis – immerhin kaut statistisch jeder Österreicher 114 Stück davon pro Jahr. Zusätzlich wird die Infrastruktur weiterentwickelt, sie soll helfen, nicht vermeidbare Abfälle richtig zu entsorgen. „Auch die Möglichkeiten von Sanktionen müssen leider geprüft werden – manche Menschen sind für gute Worte allein nicht zugänglich“, bedauern Siegele und Rauch.
Bregenz: Stadteigene Initiativen, Diskurs und Förderung für Projekte
Die Landeshauptstadt Bregenz startete bereits im Jahr 2012 ein Projekt namens „Danke“, der Slogan „sub’r blieba“ wurde gemeinsam mit der Polytechnischen Schule entwickelt. Das Projekt steht für ein lebendiges und buntes Bregenz, in dem Toleranz und Respekt gegenüber sich selbst, den Mitmenschen und der Umwelt gelebt werden. Zusätzlich zu stadteigenen Projekten in Kooperation mit Schulen und Vereinen und dem öffentlichen Diskurs über Littering, Umwelt, Sucht, Gewalt und Vandalismus unterstützt die Stadt Bregenz auch Projekte, die sich diesen Themen widmen. Derartige Aktionen können seit September 2014 mit einem Betrag von jeweils EUR 500,00 gefördert werden. Aktuell setzt die Mittelschule Rieden gemeinsam mit dem Verein „Neustart“ Schulungseinheiten um, die einen respektvollen Umgang mit anderen und sich selbst zum Ziel haben.
Workshops mit Jugendlichen und Security: Spannungsfelder reduzieren
Für das Frühjahr 2015 plant die Stadt Bregenz gemeinsam mit „Der KOJE – Koordinations-büro für offene Jugendarbeit““ Workshops, an denen jeweils Jugendliche und Vertreter der Security teilnehmen. Es gilt, Bedürfnisse und Lösungsvorschläge von Jugendlichen zu erkennen und anzuwenden und die TeilnehmerInnen für die unterschiedlichen Interessen sensibilisieren. Bürgermeister Markus Linhart: „Junge und ältere Menschen, Ausgehfreudige und Anwohner haben unterschiedliche, teilweise gegensätzliche Erwartungen. Zwischen Gestaltung und Nutzungsmöglichkeiten des öffentlichen Raums, zwischen Tradition und Innovation, zwischen Individualität und Gemeinsinn oder zwischen Freiheit und Ordnung bestehen zahlreiche Spannungsfelder. Bregenz ist sich der Problematik bewusst und setzt sich für Toleranz und Respekt ein. Ich bin sehr froh, dass sich das Land Vorarlberg unserer Initiative anschließt und wir uns in Zukunft gemeinsam für ein lebendiges, respektvolles Miteinander einsetzen.“
Große Abfallmengen müssen auf Kosten der Allgemeinheit entsorgt werden
Weggeworfene oder falsch entsorgte Abfälle summieren sich oft zu nahezu unglaublichen Mengen. In Rankweil fallen allein bei der Reinigung der Altstoffsammelinseln pro Woche bis zu 400 Kilogramm Abfälle an – das sind über 20 Tonnen Restmüll pro Jahr, die auf Kosten der Allgemeinheit entsorgt werden müssen. Bgm. Martin Summer, Rankweil: „Aus Sicht eines einzelnen Menschen mag das Liegenlassen des eigenen Abfalls Vorteile haben. Aber: Die Nachteile verteilen sich auf die Allgemeinheit – die ärgert sich und muss die erhöhten Kosten tragen.“ Dabei sind in Rankweil ebenso wie in den anderen Gemeinden seit Jahren z. B. Information und Bewusstseinsbildung, Flurreinigungen mit Vereinen und Schulen und andere Aktivitäten Standard. Auf großes Interesse ist auch ein „Littering-Wettbewerb“ gestoßen: Über 90 Jugendliche setzten sich mit dem Thema intensiv auseinander.
Kinder finden 700 Zigarettenstummel bei den Paspels-Seen
Trotzdem gehen die Herausforderungen nicht aus: Die Paspels-Seen in Rankweil sind im Sommer ein Hotspot – zum Baden und leider auch in Sachen Vermüllung. Obwohl der Bauhof und andere sich ständig bemühen, die Erholungs- und Freizeitanlage sauber zu halten, fanden die Kinder der 3b-Klasse der Volksschule Markt bei einer Flurreinigung insgesamt 700 Zigarettenstummel. Sie haben daraufhin ein Schreiben an die RaucherInnen gerichtet, das als Plakat bei den Umkleidekabinen für Aufmerksamkeit sorgte. Zusätzlich sind jetzt bei den Kiosken Taschenaschenbecher erhältlich.
Feldkirch: Mehr als 500 öffentliche Abfalleimer – und trotzdem Abfälle am Boden
In der Stadt Feldkirch fallen jährlich 10.000 Tonnen an Müll an, die über die Hausabholung, das Altstoffsammelzentrum oder von 13 Wegmachern, einem mobilen Entsorgungsdienst sowie von Mitarbeitern des ABF eingesammelt werden. Auf öffentlichen Straßen und Plätzen werden Verpackungen, Kaugummis und Zigarettenstummel oft achtlos weg-geworfen. „Das ist unverständlich, weil der Bevölkerung und den Gästen im gesamten Stadtgebiet mehr als 500 öffentliche Abfalleimer zur Verfügung stehen“, betont Bgm. Wilfried Berchtold. Verpackungen und andere Abfälle säumen spezielle Bereiche der Innenstadt, das Illufer, die Grünanlagen sowie Schulwege. Zudem macht die illegale Hausmüllentsorgung Probleme: „Die öffentlichen Abfalleimer sind immer wieder überfüllt mit Hausmüll. Dadurch fehlt natürlich das notwendige Behältervolumen für die täglich anfallenden Straßenabfälle“, erklärt Bgm. Berchtold.
Problem gemeinsam reduzieren: „Saubere Umwelt braucht dich!“
„Vorarlbergs Städte und Gemeinden stellen im öffentlichen Raum die Infrastruktur für die Abfallentsorgung zur Verfügung“, betonen die Vertreter der Gemeinden und des Landes. „Aber es braucht die Bereitschaft jedes Einzelnen, dieses Angebot zu nutzen und bewusst mit Abfällen umzugehen!“ Idealerweise entsteht Müll erst gar nicht, und wenn, dann muss er richtig entsorgt werden – zugunsten von Lebensqualität und Umwelt in unserem Land. „Jeder von uns kann durch sein Verhalten Ressourcen und Umwelt schonen, statt direkt und indirekt hohe Reinigungs- und Entsorgungskosten mitzubezahlen“, schließen Bgm. Siegele und Landesrat Rauch den Themenkreis. Denn: „Richtig entsorgte Abfälle sind oft kein Müll, sondern wertvolle Rohstoffe, die wieder in den Kreislauf eingebracht werden können.“ Im kommenden Frühjahr wird der Fokus daher auf weggeworfenen Getränkeverpackungen liegen.