Bei jemandem mitfahren oder andere mitnehmen: Was früher vielfach üblich war, ist in den vergangenen Jahrzehnten in den Hintergrund gerückt. Dabei reduziert ein mit mehreren Personen besetztes Fahrzeug Kosten und Umweltbelastung und kann auch das Miteinander stärken. Der Bregenzerwald macht das Mitfahren jetzt wieder bewusster, die App „vlow“ erleichtert dabei Koordination und Abrechnung.

Mitfahren, andere mitnehmen, Dinge für andere unterwegs erledigen – das war „früher“ ganz normal. Heute hingegen ist jeder PKW in Vorarlberg laut der letzten Mobilitätserhebung durchschnittlich mit nur 1,22 Personen besetzt. Der Bregenzerwald setzt jetzt Impulse, um das zu ändern – das Thema haben junge Menschen in den Wälder Leitbild-Prozess #zämmzukunften eingebracht.

Gemeinsam fahren hilft uns und der Umwelt

„Jedes Mal halbieren wir Kosten und Umweltbelastung, wenn wir jemanden mitnehmen oder selbst mitfahren, statt allein zu fahren“, macht Bgm. Guido Flatz, Obmann der REGIO Bregenzerwald, bewusst. Egal, ob es dabei zur Arbeit, zu einer Besprechung, zur Musik- oder Feuerwehrprobe, zum Training, zum Einkaufen oder zum Wandern geht. Als Ergänzung zum stetig wachsenden Angebot im Landbus Bregenzerwald machen die Wälder Gemeinden in den kommenden Monaten verstärkt auf die Möglichkeiten des gemeinsamen Fahrens aufmerksam. Speziell bei Wegen oder Gelegenheiten, wo es zu Fuß, per Fahrrad oder mit Bus und Bahn ungünstig ist, soll mitfahren oder jemanden mitnehmen wieder mehr Bedeutung bekommen. Gemeinden und Region arbeiten hier Hand in Hand.

App „vlow“ erleichtert das Mitfahren

Dazu hat die REGIO Bregenzerwald mit ihren 24 Gemeinden  jetzt auch eine Kooperation mit dem Dornbirner Start-up-Unternehmen VLOW Solutions GmbH abgeschlossen. Die von diesem Team entwickelte App „vlow“ erleichtert das Verabreden oder macht auf Mitfahr-möglichkeiten überhaupt erst aufmerksam. „Nach der Registrierung lassen sich mit vlow einfach Fahrten teilen und man kann gemeinsam unterwegs sein“, erklären die vlow-Gründer Patrick Schedler und Stefan Türtscher. Dabei ist vlow speziell für alltägliche Strecken optimiert. 

Klare Rechnung, gute Fahrt

Im „vlow“-System werden die verbrauchsgebundenen Kosten für Treibstoff, Wartung und Reparatur geteilt, damit gelten die gemeinsamen Fahrten nicht als gewerbliche Transport-fahrten. In Summe zahlt ein Mitfahrender 15 Cent pro Kilometer, zusätzlich berechnet vlow an Mitfahrende eine Vermittlungsgebühr von höchstens 15 Prozent. Das vlow-Konto wird per Bankomat/Debit- oder Kreditkarte vor der Fahrt aufgeladen. Lenkerin oder Lenker erhalten den Fahrtkostenbeitrag nach der gemeinsamen Fahrt auf dem vlow-Konto gutgeschrieben.

Bregenzerwälder Pilotphase: Vermittlungsgebühr entfällt für Mitfahrende

Als Teil der Kooperation zwischen vlow und der REGIO Bregenzerwald entfällt während des Pilotzeitraums bis Herbst 2024 die Vermittlungsgebühr für Mitfahrende. Zusätzlich erhalten die ersten 200 vlow-Nutzer:innen von der REGIO ein vlow- Startguthaben von jeweils 5 Euro. „Davon profitieren all jene, die mitfahren – und die Region von weniger Fahrzeugen auf unseren Straßen“, so Bgm. Guido Flatz. „Die Gemeinden der REGIO Bregenzerwald laden herzlich ein, mit der App „vlow“ neue Wege zu gehen und wieder öfter miteinander zu fahren“ lädt Bgm. Bernhard Kleber als Verkehrssprecher der REGIO ein. Noch einfacher ist es in der nahen Umgebung: „Warum sich nicht wieder mehr zusammentun für den Weg ins Dorf, in die Schule, zum Vereinstermin, zur Arbeit?“

Ein vlow-Kostenbeispiel – und fünf Euro Startguthaben

Ein Kostenbeispiel: Für das Mitfahren auf der 38 Kilometer langen Strecke von Andelsbuch zum Dornbirner Bahnhof und retour wird vom vlow-System ein Fahrtkostenbeitrag von
5,70 EUR verrechnet. Dazu würde normalerweise eine Vermittlungsgebühr von höchstens 15 % kommen, die dank der Kooperation mit der REGIO jetzt wegfällt. Zum Vergleich: Die Kosten gemäß amtlichen Kilometergeld liegen bei 15,96 EUR. Eine Tageskarte für Bus und Bahn auf dieser Strecke ist für 8 EUR erhältlich und gilt den ganzen Tag, auch für mehrere Fahrten auch im Stadtgebiet von Dornbirn. Beim genannten Beispiel Andelsbuch-Dornbirn-Andelsbuch würde die Lenkerin oder der Lenker 5,70 EUR erhalten, 79 Cent gehen an vlow. Bei jeder Auszahlung an Lenker:innen verrechnet vlow eine Transaktionsgebühr: „Die Transaktionsgebühr setzt sich aus einem Fixbeitrag von 50 Cent plus fünf Prozent des Gesamtbetrags zusammen“, erläutern Patrick Schedler und Stefan Türtscher. „Mit diesen Erträgen werden das System und seine Weiterentwicklung finanziert.“

Sicherheit geht vor

Mitfahrende und Lenker:innen registrieren sich jeweils per Handy-Nummer, Kfz-Kennzeichen und der temporär gespeicherten Bankverbindung. Damit stellt vlow möglichst sicher, dass keine unbekannten Menschen im System sind. Sollte einmal etwas schiefgehen, steht die Hotline von vlow gern zur Verfügung. Bei einem Unfall sind Mitfahrende über die normale Kraftfahrzeug-Haftpflicht versichert. Im umgekehrten Fall springt in der Regel die private Haftpflichtversicherung ein, falls beispielsweise eine mitfahrende Person beim Aussteigen einen Schaden am Fahrzeug verursacht.

Vorarlberg: Bis 2030 ein Plus von 235 Pkw-Mitfahr-Kilometer pro Kopf als Ziel

Das Vorarlberger Mobilitätskonzept räumt dem Thema Mitfahren hohe Bedeutung ein: Bis 2030 soll sich der Anteil der Wege als PKW-Mitfahrer:in im Vergleich zu 2017 um einen Prozentpunkt steigern. Das klingt nicht nach viel, aber: „In Summe würden die Vorarlberger im Jahr 2030 laut Mobilitätskonzept 96 Mio. Kilometer mehr mitfahren“, erläutert Bernhard Kleber. Das entspricht gut 235 Kilometer pro Person und Jahr.

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